Sanitäter: Die Praktiker im Rettungsdienst

100-Stunden-Kurs: 15 Prüflinge der Nachbarfeuerwehren Indling und Pocking meistern Lehrgangs-Examen

von Hans Nöbauer

Nächtlicher Rettungsdienst-Einsatz unter erschwerten Sicht-Bedingungen: Trotz schwacher Beleuchtung unternahmen "Praktiker im Rettungsdienst" erfolgreich die Reanimation eines Patienten mit Herzstillstand (vorne Mitte) durch einen Defibrillator. Von links Bürgermeister Franz Krah, Kommandant Christian Schärtl, FF-Vorstand Rupert Kreuzhuber senior sowie Lehrgangs-Organisator Rupert Kreuzhuber junior, rechts Malteser Hilfsdienst-Ausbilder Klaus Jetzinger.

− Foto: Nöbauer


Oberindling. Autobahn-Nähe, stark frequentierte Bundes-, Staats- und Kreisstraßen, gefährliche Kreuzungen und jede Menge Gefahren-Momente im Berufs-, Alltags- und Freizeitbereich: Vor schweren Verletzungen oder gravierenden gesundheitlichen Komplikationen ist niemand gefeit. Erste Hilfe leisten künftig binnen weniger Minuten 15 frisch examinierte Einsatz-Sanitäter der Nachbarwehren Indling und Pocking als versierte Praktiker im Rettungsdienst.

Schon längst erfüllen Feuerwehren in rund neun von zehn Einsatz-Fällen Hilfeleistungen auf breitgefächertem technischem Gebiet, Schwerpunkt Verkehrsunfälle.

Feuerwehr ist meist auch Ersthelfer

Über die Notruf-Nummer zunächst alarmiert, durch Piepser oder Sirene dann zum Gerätehaus kommandiert und schließlich mittels Fahrzeug schnellstmöglich an den Einsatz-Ort transportiert, obliegt den FF-Kräften häufig sogar die medizinische Erstversorgung mit lebensrettendem Charakter: Qualifizierte Hilfe und damit fachlich-sachliches Können ist dringend gefragt.

Bei akuten Not- und Unfall-Situationen noch vor dem herbeigerufenen Notarzt die richtigen Hilfsmaßnahmen ergreifen: Diese wichtige Zielsetzung verfolgte Indlings stellvertretender Kommandant Rupert Kreuzhuber junior mit der Organisation des ersten Einsatzsanitäter-Lehrgangs im eigenen Gerätehaus. Eine Initiative mit bemerkenswerter Resonanz speziell bei der jüngeren Generation: Neben einem Dutzend Indlinger Kursteilnehmern wurden zum krönenden Finale der zeitaufwändigen 100-Stunden-Ausbildung drei Pockinger Kameraden vom Passauer Lehrgangsleiter Klaus Jetzinger (Malteser Rettungsdienst) auf Herz und Nieren geprüft – und letztlich durchwegs für gut befunden.

Ein Zwei-Monats-Kurs mit einer wahren Fülle von Lehrgangs-Inhalten: Neben allgemeinen medizinischen Grundlagen nahmen nämlich auch die menschliche Anatomie und Physiologie vom Herz-Kreislauf- über das Atmungs- und Nervensystem bis hin zum Bewegungs- und Stützapparat einen hohen Stellenwert ein. Ob Reanimation, Schock-Zustände, Mehrfach-Traumata, Medikamenten-Applikation, Infektion oder Intoxikation: Bei der Notfall-Medizin fehlten nicht einmal Maßnahmen, die der Sanitäter während einer plötzlich beginnenden Geburt ergreifen muss.

Eine große Bedeutung maß der Malteser-Referent und Ersthilfe-Dozent dabei dem Praxis-Bereich bei der pflegerischen Betreuung von Verletzten und Kranken bei, wobei Rückenschule und Mobilitätshilfen ebenso wenig fehlten wie das richtige Heben und Tragen – Umgang mit dem Rollstuhl inklusive. Nicht fehlen durften in puncto Taktik, Technik und Recht die organisatorischen Vorkehrungen des Rettungsdienstes, die Rechtsfragen sowie funk-technische Grundkenntnisse.

Bleibt den Praktikern des Rettungsdienstes im Akut- und Ernstfall ohnehin nur wenig Zeit für angebrachte Handlungsweisen, so wurde das Prinzip der richtigen Gedanken in flottem Tempo allen Prüflingen auch bei der kniffligen Praxis-Theorie abverlangt. Dabei wurden 40 Fragen aus allen Lehrgangsbereichen zwar mit gebotener Einsatz-Ruhe, aber trotzdem zügig und vor allem richtig beantwortet. Ein typisches Symptom für den Beinarterien-Verschluss musste dabei genau so rasch präzisiert werden wie die medizinischen Ursachen eines Sonnenstichs oder die größte Gefahr einer akuten Blinddarm-Entzündung.

Alle Krankheitsbilder rechtzeitig erkennen

Unerträgliche Oberarm-Schmerzen einer älteren Frau auf der Parkbank, ein blasser Jugendlicher, der beim Dorffest plötzlich regungslos auf dem Boden liegt oder eine 15-jährige Patientin, die schnell atmend während einer Party ihre Hände verkrampft nach innen dreht: Auch bei der integrierten Notfall-Praxis untermauerten die frisch gebackenen Einsatz-Sanitäter im Lehrgangs-Examen ihre fundierten medizinischen Kenntnisse in Gefahren-Situationen. Betroffene im Pockinger Raum können künftig sogar mit 30 helfenden Händen mehr rechnen, wie Bürgermeister Franz Krah aufgrund zahlreicher Unfall-Schwerpunkte zuletzt ausdrücklich positiv anmerkte.

EINSATZ-SANITÄTER Feuerwehr Indling: Michael Forster (Neuindling), Patrick Gayer (Wolfing), Fabian Gerauer (Oberindling), Laura Gottlieb (Königswiese), Karina Gründl (Prenzing), Sebastian Harböck, Christian Klein (beide Pocking), Anja Kubitschek (Ruhstorf), Kommandant Christian Schärtl (Prenzing), Alexander Schmidt (Neuindling), Simon Wimmer (Oberindling).

Feuerwehr Pocking: Mark Müller, Maxi Pfaffenbauer, Fritz Wolf.

Malteser-Hilfsdienst: Melissa Hahn, Andreas Küner, Daniel Scharinger, Dennis Schmidl (alle Passau).